
Jerusalem, eine der ältesten und faszinierendsten Städte der Welt, hat eine reiche Geschichte, die Jahrtausende zurückreicht. Als eine der heiligsten Städte des Nahen Ostens ist Jerusalem ein Schmelztiegel der Kulturen, Religionen und Traditionen. Von den alten Mauern der Altstadt bis zu den lebendigen Vierteln der modernen Stadt ist Jerusalem ein Ort, der Besucher aus der ganzen Welt fasziniert und inspiriert.
Eine Stadt mit Geschichte
Jerusalem kann auf eine Geschichte zurückblicken, die mehr als 3.000 Jahre alt ist. Schon in biblischen Zeiten war Jerusalem ein Zentrum des religiösen Lebens und der politischen Macht. Es war die Hauptstadt des antiken jüdischen Königreichs und später ein bedeutendes Zentrum des Christentums und des Islam. Als politisches und religiöses Zentrum war Jerusalem Schauplatz zahlreicher Eroberungen, Zerstörungen und Wiederaufbaumaßnahmen, die ihre Geschichte geprägt haben.
Die Altstadt von Jerusalem
Das Herzstück Jerusalems ist die Altstadt, die von imposanten Mauern umgeben ist und sich über eine Fläche von weniger als einem Quadratkilometer erstreckt. In ihren engen Gassen und auf ihren belebten Plätzen finden sich einige der wichtigsten religiösen Stätten der Welt, darunter die Klagemauer, die Grabeskirche und der Felsendom. Die Altstadt von Jerusalem ist ein lebendiges Museum der Geschichte und des Glaubens, das Besucher aus aller Welt anzieht.
Die Historisch nachweisbare Geschichte Jerusalems ist auf nordsyrischen Tontafeln um 2500 v. Chr. festgehalten. Der Israelitenkönig David (1004-965 v. Chr.) gründete den ersten jüdischen Staat und bestimmte Jerusalem zu dessen Hauptstadt. Unter David wurde auch das«« Heiligste des Judentums, die so genannte »Bundeslade« – eine vergoldete Truhe mit den Zehn Geboten Gottes – nach Jerusalem geholt. Zur sicheren Aufbewahrung der Gesetzestafeln ließ Nachfolger Salomon (bis 926 v. Chr.) den so genannten Salomonischen Tempel bauen.
Die Lade Gottes
Der Traum jedes Religionshistorikers ist es, die mysteriöse »Lade Gottes« mit den Zehn Geboten zu finden. Nach dem zweiten Buch Mose sah die Bundeslade folgendermaßen aus: »Macht eine lade aus Akazienholz, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch! Überzieh sie innen und außen mit purem Gold, und bring daran ringsherum eine Goldleiste an! Gieß für sie vier Goldringe, und befestige sie an ihren vier Füßen, zwei Ringe an der einen Seite und zwei Ringe an der anderen Seite! Fertige Stangen aus Akazienholz an, und überzieh sie mit Gold! Steck die Stangen durch die Ringe an den Seiten der Lade, so dass man die Lade damit tragen kann.« (25,10-14) Die Bundeslade wurde vermutlich um das Jahr 1250 v. Chr. von Moses angefertigt und als Kultschrein im 10. Jahrhundert v. Chr. von König David in seine Hauptstadt Jerusalem geholt und unter Salomon im Salomonischen Tempel aufbewahrt. Das Bauwerk wurde jedoch im 6. Jahrhundert v. Chr. zerstört und seitdem fehlt von der goldenen Lade jede Spur. Viele vermuten, dass sie heute unter dem Tempelberg verborgen liegt. Dazu meint der israelitische Chefarchäologe Ronny Reich: »Wir haben mit Infrarot- und Thermoscannern den Tempelberg vermessen, und wir konnten beweisen, dass der gesamte Berg wie eine Honigwabe von geheimen Gängen durchzogen ist. Sollten wir die Bundeslade je finden, dann wäre das die größte Entdeckung aller Zeiten!«
Eine Klagemauer für das Judentum
Nachdem Salomons heiliges Bauwerk 587 v. Chr. von einfallenden Babyloniern zerstört worden war, errichtete man einen zweiten Tempel in Jerusalem. Dieser Bau war, trotz mehrmaliger politischer Machtwechsel, über Jahrhunderte Mittelpunkt der Stadt und zentrale Pilgerstätte für die Einwohner Judäas. Um die Zeitwende ließ der unter römischer Oberherrschaft regierende König der Juden, Herodes, den Tempel zum größten sakralen Monument seiner Zeit ausbauen. Als sich sein Volk 70 n. Chr. gegen Rom erhob, wurde der heilige Bau zerstört. Übrig blieb lediglich die westliche Stützmauer. Sie wird heute als Klagemauer verehrt.
Ein Passionsweg für das Christentum
Was den Juden die Klagemauer, ist den Christen der Hügel Golgatha. Dort, außerhalb der Stadtmauern Jerusalems, vollzog sich einst die Kreuzigung von Gottes Sohn. Als im 4. Jahrhundert das Christentum, repräsentiert vom Römischen Reich, in Jerusalem die Oberhand gewann, wurde die Erinnerung an Christi Tod und Auferstehung die Grabeskirche gebaut, die wie viele andere Heiligtümer heute nicht mehr im Original erhalten ist. Großteils zerstört ist auch die Burg von Herodes, in der Pontius Pilatus einst das Todesurteil über Jesus Christus fällte und Ihn geißeln ließ. Die Via Dolorosa, die Gassen, durch die Jesus das Kreuz trug, führt hingegen immer noch von der Altstadt nach Golgatha hinauf. Rechts vom Portal der dort stehenden Grabeskirche soll das Kreuz gestanden haben, an dem Christus starb. Das Passionsmysterium schließt noch den Salbungsstein, auf dem der Leichnam gelegt wurde und das Grab, aus dem Christus am dritten Tag auferstanden ist, mit ein.
Ein Felsendom für den Islam
Als Zentrum des islamischen Glaubens gilt heute der Tempelberg mit seinem gewaltigen Felsendom, einer Moschee, reich verziert mit blauen und gelben Keramikfliesen und Korantexten. Aus dem Boden des Felsendoms tritt reiner Fels zutage. Von diesem Felsen aus, auf dem einst der Urvater des Judentums, Abraham, aus Gottesfurcht seinen Sohn Isaak opfern wollte, soll Mohammed in den Himmel aufgestiegen sein. Noch heute sind dort Mohammeds Fußabdruck, die Hufspuren seines Pferdes Burak und die Fingerabdrücke des Erzengels Gabriel, der laut Überlieferung den Felsen während der Himmelfahrt festgehalten hat, zu sehen. Im jüdischen »Talmud«, entstanden in einem mehrere Jahrhunderte andauernden mündlichen und schriftlichen Überlieferungsprozess, wird behauptet, der Fels liege über der Öffnung eines Abgrundes, aus dem man das Rauschen der Sintflut hören kann. Laut moslemischer Erzähltradition soll der gesamte Felsen ohne Halt frei in der Luft schweben. darunter fließt der Brunnen der Seelen, in dem sich die Verstorbenen zum Gebet versammeln.

Kulturelle Vielfalt
Abgesehen von seiner religiösen Bedeutung ist Jerusalem auch ein Schmelztiegel der Kulturen, Traditionen und Lebensweisen. In den verschiedenen Vierteln der Stadt, darunter das jüdische Viertel, das christliche Viertel, das muslimische Viertel und das armenische Viertel, finden sich eine Vielzahl von Menschen, die zusammenleben, arbeiten und beten. Diese kulturelle Vielfalt prägt das städtische Leben und macht Jerusalem zu einem faszinierenden Ort der Begegnung und des Austauschs.
Herausforderungen und Hoffnungen
Trotz seiner reichen Geschichte und spirituellen Bedeutung steht Jerusalem auch vor zahlreichen Herausforderungen. Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, die Spannungen zwischen verschiedenen religiösen Gruppen und die Herausforderungen des modernen Stadtlebens stellen Jerusalem vor große Herausforderungen. Als Heilige Stadt des Nahen Ostens bleibt Jerusalem ein Ort der Sehnsucht und der Inspiration, der die Herzen und Köpfe von Menschen auf der ganzen Welt berührt.
Bildquellen
- Jerusalem-Panorama: Bild von Walkerssk auf Pixabay | Pixabay-Lizenz
- Grabeskirche: Bild von Anna Sulencka auf Pixabay | Pixabay-Lizenz